Bau der neuen Oberleitung

Der bisherige Aufbau der Oberleitung hat uns nie richtig begeistert, da die Anfertigung von passenden Fahrleitungen sich als schwierig erwies.

Wir verwenden für unsere Oberleitung Masten, Ausleger und Quertragwerke der Firma Viessmann. Die Fahrdrähte dagegen wollten wir von Anfang an selbst herstellen, da wir längere als die serienmäßigen Drähte verwenden wollten und natürlich eine Menge Fahrdrähte zum Anpassen haben (Kurven, Abzweigungen, Kreuzungen usw.)

Deshalb hatten wir anfangs versucht, die Drähte zu löten (Fahrdraht, Tragseil, Abhängungen). Da wir einen dünnen Stahldraht hatten, konnten wir nur mit einem starken Flussmittel arbeiten. Und das Ergebnis war optisch auch nicht sehr ansprechend (dicke Knubbel an den Lötstellen). Außerdem bereitete die genaue Ablängung immer wieder Probleme, wobei wir die serienmäßige Klemmung der Originaldrähte nachzuahmen versuchten. Dies gelang nur sehr selten richtig.

Nach einigen Versuchen haben wir endlich eine Methode gefunden, die Drähte für die Oberleitung unseren Bedürfnissen anzupassen.

Wir verwenden jetzt 1mm starken Messingdraht, den es in 1 Meter - Stücken im Handel gibt. Dieser lässt sich hervorragend mit einem Punktschweißgerät bearbeiten. Statt der üblichen offenen Haken zum Einhängen in die Masten, biegen wir jetzt eine geschlossene Öse und verhindern damit, dass sich die Drähte beim Berühren aushängen können.

In der nachfolgenden Beschreibung zeigen wir euch nun die einzelnen Arbeitschritte. Viel Spaß dabei.

Erster Schritt: Maßnehmen auf der Anlage

Ausmessen der Fahrdrahtlänge mittels einer selbst gebauten Lehre, mit der wir Längen zwischen 30 cm und 60 cm genau abnehmen können.

Wichtig dabei ist, dass die Ausleger der Masten so ausgerichtet werden, wie sie später stehen sollen.

Danach geht es in die Werkstadt

Zweiter Schritt: Maßnehmen für die Drahtlänge und die spätere Einteilung

Dritter Schritt: Als nächstes werden die ersten Ösen gebogen

Die fertige Öse

Zum biegen der Öse verwenden wir eine Zange, die eigentlich für die Herstellung von Schmuck gedacht ist. Sie schneidet den Draht auf die gewünschte Länge und biegt anschließend eine Öse mit 1,5 mm Innendurchmesser.

Bei Interesse einfach mal nach One - Stepp - Looper - Tool suchen. Da findet man einige Angebote und Anleitungen zum Gebrauch (Videos) der Zange.

Beim Bestellen muss man allerdings Vorsicht walten lassen, es gibt verschiedene Durchmesser der Ösen und die Händler geben oft nicht an, welche Zange sie liefern.

Viertens: Das Punktschweißen

Vor einigen Jahren kam das Punktschweißgerät Welma 2000 von der Firma Robbe auf den Markt. Zwar war es eigentlich für den Schiffsmodellbau gedacht, jedoch fanden wir die Eignung für uns schnell heraus: dünne Messingdrähte lassen sich hervorragend und ohne sichtbare Verbindung im Handumdrehen verschweißen.

Der untere Fahrdraht wird nun in die Haltevorrichtung eingespannt, damit er sich beim Punktschweißen nicht mehr bewegt.

Das Tragseil bekommt ebenfalls die 1. Öse und wird auf der Lehre lose eingehängt, damit beide Ösen genau senkrecht übereinander stehen. Dann werden die Abhängungen einzeln angepunktet und auf Länge abgeschnitten. Die leichte Rundung des Tragseils geschieht nach Augenmaß, da unterschiedliche Längen natürlich unterschiedliche Durchbiegungen erfordern.

Nachdem alles geschweißt ist, wird die Länge markiert, um das zweite Ösenpaar zu biegen.

Hier ist besondere Sorgfalt gefordert, da sich jetzt entscheidet, ob das Teilstück nachher auch passt.

Das andere Ende bekommt seine Ösen

....und wieder ist ein Teil fertig.

Jetzt kommt der Test, ob alles passt ...

.... und passt.

Danach wird der gesamte Fahrdraht noch grau lackiert und kann in die Mastausleger eingehängt werden. Die Fixierung reicht normalerweise aus, kann aber noch mit einem Tropfen Sekundenkleber verbessert werden. Mit den Viessmann-Masten kann auch sehr gut der Fahrleitungszickzack auf den Geraden simuliert werden, was natürlich gut aussieht. Wir hatten von Anfang an keinen echten Oberleitungsbetrieb geplant; uns kam es nur auf die Optik an. Wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden und die Herstellung der Fahrdrähte geht sehr schnell. Zwar gibt es noch dünnere Drähte als die von uns gewählten, aber unsere Oberleitung verträgt auch mal einen Griff des Publikums, das ja erfahrungsgemäß öfters mit den Fingern schaut, anstatt mit den Augen!

Alle Bilder noch einmal in der Übersicht: